Harry

Ich war 28 Jahre in der Bankbranche tätig und habe dort die letzten 20 Jahre zwischen 80 und 90.000,– brutto verdient. Somit auch jede Menge Steuern abgeliefert. Mehr als wahrscheinlich Starbucks und Co. 2014 hatte ich mein erstes Burnout und 2016 mein Zweites. Dieses hat mich dazu bewogen, mich beruflich zu verändern um mich in weiter Folge selbstständig zu machen.

Seit ich 1988 mit dem Arbeiten begonnen habe, war ich insgesamt 10 Monate arbeitslos (1 Monat bedingt durch Berufswechsel und 9 Monate nach meinem zweiten Burnout, schwer vermittelbar.).

Über 30 Jahre war ich, bis auf wenige Ausnahmen, Wahlbeisitzer und habe dafür nie eine Aufwandsentschädigung in Anspruch genommen (abgesehen von drei, vier Mittagessen).
Ich bin seit 2009 Gemeindevertreter. In dieser Zeit habe ich unzählige Stunden für die Allgemeinheit meiner Freizeit geopfert und dafür die geringe Aufwandsentschädigung bekommen.

Neugründung Ende 2017. 2018 negativ. 2019 knapp negativ. Wenn keine Investitionen wie Homepageumbau und Werbung, dann sogar positiv. Bringt nichts, weil ich als Gemeindevertreter Sitzungsgeld bekommen habe und das wieder gegengerechnet würde. Betretungsverbot von 15.3. bis wahrscheinlich 15.5. und daher null Einkommen.
Noch im März habe ich EUR 2.000,– in Werbung/Homepage/FB investiert.

Und nun stehen mir nicht einmal EUR 500,– zu. Mir geht es nicht um das Geld. Schließlich bin ich die letzten Jahre niemanden auf der Tasche gelegen und habe von meinen Rücklagen gelebt, daher bringt mich der Verlust des Zuschusses auch nicht in den Ruin.

Es geht mir ums Prinzip.

Da stellt sich der Bundeskanzler hin und behauptet, dass niemand zurückgelassen wird. Dies wird gebetsmühlenartig der Bevölkerung erklärt. Somit gibt es auch genügend Menschen, die glauben, dass den Unternehmern das Geld hinten hineingesteckt wird.

Das selbe läuft mit der Kurzarbeit. Für meine Frau war es moralisch nicht vertretbar ihre Mitarbeiterinnen zu kündigen. Daher hat sie das Kurzzeitmodell gewählt. Dass sie aber trotzdem auf einem Teil der Kosten sitzen bleibt und jetzt auch noch die Löhne bevorschussen muss, bis in drei Monaten der Zuschuss kommt wird nicht erwähnt.
Auch sie musste ihren Betrieb schließen und hat zur Zeit kein Einkommen.
In den letzten 30 Jahren hat sie ca. 25 Lehrlinge ausgebildet.
Das ist der Dank für eine Unternehmerin, auf die wir alle so stolz sind.

Über das wird aber nicht gesprochen. Somit entsteht der Eindruck, dass ja für die Unternehmer genug getan wird und diese ja nahezu bevorzugt werden.

Als Ironie des Schicksals möchte ich noch anmerken, dass der März 2020, trotz der Schließung mein bisher bestes Monat meiner Selbstständigkeit war.

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